Drei Radartürme für Guglwald
Sonnenreiche Sommer veranlassten viele ostdeutsche „Republikflüchtlinge“, an der ČSSR-Grenze in Südböhmen einen Urlaub zu buchen. Sie alle hatten die Absicht, die Staatsgrenze im Mühlviertel zur Flucht in die Freiheit zu nützen. Vor ihrem Urlaub im Grenzgebiet vereinbarten die Ostdeutschen den Tag der Abholung und wahrscheinlich auch den Preis dieser aufwändigen Flucht. Am vereinbarten Tag der Abholung begaben sie sich in ein bestimmtes Gelände, versteckten sich dort, um die Hubschrauberankunft abzuwarten. Das Warten soll viele Stunden, manchmal auch Tage gedauert haben, ehe der erwartete Hubschrauber landete. Nach der Landung liefen die Flüchtlinge oftmals lange Strecken aus ihrem Versteck bis zum Landeplatz. Dennoch ist es gelungen, Flüchtlinge aufzulesen und auszufliegen. Selbst wenn die Landung einer Grenzwache auffiel, soll diese nicht erkannt haben, dass es keine eigenen Hubschrauber waren.
Das Ende der Fluchtversuche
Eines Tages wurde der fremde Hubschrauber aber überführt: Die Grenzwache identifizierte den Hubschrauber als feindliche Maschine und beschoss ihn. Der Hubschrauber musste schnell das Weite suchen und nahm etliche Flüchtlinge nicht mehr mit. Das geschah im Sommer 1976. In der Nachbarschaft von Guglwald, und zwar im ehemaligen Untermoldau, Kapellen und St. Thoma, errichtete hierauf die Grenzwache Radartürme, die jede Bewegung im versteckten Tal der Steinernen Mühl überwachten. Damit war die Fluchtmöglichkeit beendet. Einem Schuldirektor aus dem Bezirk Rohrbach wurden diese Überwachungstürme zum Verhängnis: Der Pilot borgte sich im Innviertel ein Kleinflugzeug aus und bot Rundflüge über das Mühlviertel an. Bei einem dieser Flüge geriet er bei Guglwald zu tief in das tschechische Staatsgebiet hinein, wurde vom Radar erfasst und musste in Begleitung tschechischer Abfangjäger auf dem Militärflugplatz in Budweis landen.